
Truso-Tal
Wir verabschiedeten uns von unseren WoMo-Kollegen und ließen die Urlaubsidylle hinter uns.
Wir wollten unsere Reise gegen den Uhrzeigersinn zu den Grenzen Georgiens fortsetzen.
Nach Akhmeta ging es wieder in vielen Serpentinen über einen langegestreckten Bergrücken hinüber nach Tianeto.
Unterwegs kamen wir an der kleinen orthodoxen Muttergottes-Kirche aus dem 13. Jahrhundert vorbei, der wir einen kurzen Besuch abstatteten. Sie wurde vor kurzem aus Ruinen neu aufgebaut.

Weiter ging die Berg- und Hügelfahrt bis zur großen Talsperre von Zhinvali. An jeder möglichen Stelle für einen schönen Ausblick auf die Wasserfläche gab es Souvenirbuden. Da es Wochenende war, drängelten sich Autos und Touristen davor. Da war kein Plätzchen für uns und unser Mittagessen. Endlich fanden auch wir eine Parkbucht – ohne Bude, dafür mit viel Müll. Nun gut, die Aussicht war fantastisch!

Wir waren nun auf der so genannten Heerstraße, die von Tbilisi über Zhinvali zum einzigen Grenzübergang nach Russland führte. Es wurde voll. Und obwohl diese Straße eine so hohe Bedeutung für den Güterverkehr hat, ist sie nicht besonders gut ausgebaut. Manchmal ist sie breit genug, dass PKW an den Kolonnen von wartenden LKW vorbeifahren können, dann wieder geht sie über enge Straßen durch kleine Ortschaften. Außerdem nutzen wie überall in Georgien auch Kühe, Pferde und Esel den Weg. Der Fluss, der die Straße begleitet – eigentlich ist es umgekehrt – bietet an vielen Stellen die Möglichkeit für Rafting. Dementsprechend viele kleine Abfahrten zu diesen Stellen gibt es auf der Straße. Kurzum, vom Fahrer wird höchste Aufmerksamkeit verlangt.



Entlang der Straße gab es seltsame Tunnel, die aber nicht durch den Berg führten, sondern lediglich die Straße einkapselten. Meistens fuhren wir nur daran vorbei, aber einmal wurde der Verkehr auch durch einen solchen unbeleuchteten Tunnel geführt. Seltsam. Ich vermute, dass es sich um bunkerähnliche Tarnung für Militärfahrzeuge handeln könnte.


Unterwegs sahen wir außerdem noch Kirchen und Aussichtspunkte, die wir auf der Rückfahrt besuchen wollen.

Die Straße führt über den Jvari-Pass (2400 m) und dann weiter nach Gudauri, dem Skigebiet der Georgier. Und hier sah es auch genauso aus, ein Skigebiet im Sommer. Viele zurzeit leerstehende Unterkünfte, vom großen Hotel bis zu vielen über die Wiesen verstreuten Chalets.
Zurzeit wird das Tal von den Gleitschirmfliegern genutzt, die hier beste Bedingungen in herrlicher Kulisse vorfinden. Kurz hinter Gudauri fanden wir bei Kobi den Abzweig ins Truso-Tal, unserem heutigen Ziel.
Es gab wieder einmal keine asphaltierte Straße, sondern eher ein großes Angebot von Fahrspuren über eine große Wiese. Nach einigem Gerumpel kamen wir bis zur Brücke über den Terek. Hier hatten sich schon andere Tourenfahrer versammelt, die mit ihren truckähnlichen Expeditionsfahrzeugen nicht weiterkonnten. Wir schon!

Wir rumpelten über die kleine Brücke und fuhren, mittlerweile vor keiner Straße zurückschreckend, über den schmalen Fahrweg bis in hintere Truso-Tal. Hier, an der großen Biegung des Flusses, fanden wir auf einer riesigen Wiese mit vielen kleinen Felsbrocken einen guten Platz für die Nacht.

Da für morgen Regen angesagt war, nutzten wir den restlichen Nachmittag / Abend für eine Wanderung bis nach Ketrisi, eine Geisterstadt in der Mitte des Tales.

Die Besonderheit des Tales ist das kalkhaltige Wasser, das aus den Bergen herunterkommt und, ähnlich wie in Pamukkale, Kalksinterterrassen bildet, die von den verschiedenen Mineralien bunt gefärbt werden. Außerdem gibt es Schwefelquellen, die ebenfalls ihre Farbe dazutun.



Das Licht der schon sehr schräg stehenden Sonne war ideal, um Fotos zu schießen. Deshalb gibt es davon heute wieder eine Menge.














Auf dem Rückweg machten wir Halt an einer Halbinsel im Fluss, über eine Brücke zu erreichen. Es handelte sich wohl um einen kleinen Campingplatz für Zelte. Hier gab es sogar Getränke zu kaufen und eine Toilette. Das Beste war aber, dass wir Erik und Carina trafen, die sich vor fünf Wochen mit ihrem kleinen Sohn Emil (2,5 J.) und Hund Liam für eine zweijährige Reise bis über den Pamir-Highway aufgemacht hatten. Sie kommen aus Österreich.
Wir haben uns direkt prima verstanden und viel erzählt. Und als ob es Fügung war, hatte Erik nicht nur das Know How, sondern auch das Relais für die Wasserpumpe für den Ladeluftkühler dabei, das in unserem Fahrzeug gestern den Dienst quittiert hatte. Wunderbar. Es dauerte nicht lange bis der Schaden behoben wurde. So geht es oft unterwegs – mal helfen wir, mal wird uns geholfen.
Schreibe einen Kommentar