
Luftdruck – oder wie sind wir auf den georgischen Schotterpisten unterwegs?
Bevor wir zu unserer langen Reise aufgebrochen sind, haben wir uns über unsere Reiseziele informiert. Wunderbare Landschaften und wunderbare Straßen und Wege sollten uns erwarten. Abenteuerliches gab es in den unzähligen YouTube Filmchen zu sehen. Wohnmobile auf LKW Fahrgestellen, die sich Pässe hochschraubten, Sprinter und alle möglichen SUVs taten ihr übriges.
Was war wahr und was war gestellt? Egal, wir würden es herausfinden.

Gleich zu Beginn sei angemerkt, dass ich für mich persönlich den georgischen Abanopass ausgeschlossen habe. Zu viele wilde Geschichten kreisen um die „gefährlichste Passstraße Europas“. 2.840 Meter Höhe – das ist zu viel für unseren Bus.
Beginnen wir vorne. Unserem Bus haben wir etwas mehr Leistung spendiert. 100 anstatt 70 PS und 250nm. Davon hatte ich schon berichtet. Was ist nicht bedacht habe, ist die Tatsache, dass der Motor und damit auch der „neue“ Luftfilter hinten verbaut ist. Da sammelt sich der ganze Staub und davon gibt es auf unserer Reise reichlich. Die einzig vernünftige Lösung ist es, einen Zyklonfilter einzubauen. Bausätze dafür gibt es. Lektion eins gelernt. Umgesetzt wird das vor der nächsten Reise. Bis dahin heißt es, den aktuellen Luftfilter ständig von Staub zu befreien. Macht man sich diese Mühe nicht, dann bleibt der Wagen bei 2.700 Höhenmetern, kurz vor Erreichen des Passes, einfach stehen.
Neue Reifen hatten wir unserem Bus schon vor einer Weile spendiert. Um nicht ganz so grobstollig daherzukommen aber trotzdem Traktion im Gelände zu haben, entschieden wir uns für den Cotinental CrossContact in der Größe 205/80R16. Nicht so viel Negativprofil, dafür auch leiser. Der Reifen hat sich bisher bewährt. Auf der normalen Straße fahren wir vollbeladen meist mit 2,8 – 3,0 Bar. Den Luftdruck haben wir allerdings bei unseren zahlreichen Schotterpistenfahrten auf 2,4 und 2,6 Bar reduziert. Das erhöht den Komfort und schont Reifen und Material. In einem Nationalpark auf einer Wiesenpiste haben wir den Druck nochmals um 0,3 Bar gesenkt. Das hilft ungemein. Wir sind bisher nicht stecken geblieben. Nach dem Ausflug in den Nationalpark mussten wir allerdings recht schnell eine Tankstelle finden, um den Luftdruck wieder anzuheben. Lektion zwei gelernt. Ein kleiner Kompressor, der mindestens auf 2,5 Bar auffüllen kann, sollte an Bord sein.
Im Übrigen fahren die Georgier auf all den von uns gefahrenen Straßen und Wegen mit allen Arten von Reifen. Auch die Ranger mit ihren Toyota Hilux und Ford Ranger fahren größtenteils Winterreifen. Selten haben wir MT Reifen gesehen (meist von Touristen).

Wie sind denn nun die Straßen in Georgien?
Wir haben alles vorgefunden. Vorzüglich bis fast nicht passierbar. Wir sind alle Kategorien gefahren. Auch die Straße zum Abanopass! Exemplarisch sei diese Fahrt hier beschrieben. Es beginnt mit Asphalt. Schön gerade und ohne Löcher. Es folgt eine festgewaltzte Schotterstraße. Flache, richtig feste Abschnitte wechseln sich mit loseren Abschnitten ab, die manchmal ganz schön schräg sind. Gut, dass wir bei einem Allradlertraining, den Neigungswinkel unseres Buses erfahren haben. Der Bus kann mehr, als man sich selbst zutraut. In Kurven ist der Schotter naturgemäß an den Rand gedrückt worden, sodass sich manchmal Steilwandkurven gebildet haben. Wenn man sich traut, kann man die auch dementsprechd fahren.

In Georgien gibt es unglaublich viel Wasser. Dies fließt nunmal den Berg hinunter. Einfach ist es, wenn der sich gebildete Bach entlang des Verlaufs der Straße bewegt. Dann fährt man einfach im Bach. Schwieriger wird es, wenn sich ein Bach quer zur Straße bewegt. Und das tun die meisten Bäche. Große und kleine Wasserdurchfahrten sind die einfacheren Folgen. Tiefe Furchen, quer über die Fahrbahn gezogen, die schwierigeren. Da rappelt es manchmal ganz schön heftig im Bus, vor allem wenn es bergauf geht und man den Schwung nicht verlieren darf. An einigen wenigen Stellen hat sich der Bach mit Lehm oder Schlamm verbunden. Dann heißt es nur noch Augen zu und durch. Hin und wieder aber nicht zu oft, fallen dann nicht fest verzurrte Gegenstände quer durchs Auto. Dann heißt es cool bleiben und später aufräumen.
Hoch fahrend mussten wir immer am Gas bleiben, runter immer einen Gang eingelegt haben. Also niemals auskuppeln! Es hat sich bewährt und bewahrheitet, was im Explorer stand: den Weg runter, fährt man im selben Gang wie hoch. Bei uns der G, 1. und 2. Gang.
Der Streckenverlauf ist relativ einfach. Gerade Passagen, natürlich immer hoch bzw. runter, wechselten sich mit Serpentinen ab. Dabei gab es sowohl 90 Grad als auch 180 Grad Serpentinen. Die 180 Grad Serpentinen hatten es teilweise in sich. War man um die Kurve rum, stieg die Piste manchmal noch versetzt mit Querfugen, erheblich an. Das ist eine Herausforderung für Mensch und Material. Und wenn dann auch noch ein Fahrzeug entgegenkommt … das kann man nämlich vor der Kehre einfach nicht sehen.
Die Straße ist während der Jahre breiter geworden. Man kann fast immer ausweichen. Allerdings gibt es keinerlei Randsicherung. Da wird es einem mulmig, wenn man auf der Talseite sitzt.
Aprops Gegenverkehr. Fahren die Georgier anders als wir? Auf normalen Straßen, so hatten wir den Eindruck, war es ähnlich wie in Neapel. Jeder sucht sich seinen Weg, findet ihn und kümmert sich eigentlich nicht um den sonstigen Verkehr. Aber! Nicht aggressiv, wie in Neapel. In den Bergen verhalten sie sich wie Autofahrer in allen Bergen. Der Hochfahrende hat Vorfahrt, der Langsamfahrende lässt den schneller Fahrenden vorbei. Man grüßt und bedankt sich.

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