
Offroad im Nationalpark
Nachts hatte es noch einmal leicht geregnet. Wir waren früh „im Sattel“, vor allem weil wir ein wenig Angst hatten, was da auf uns zukommt. Der Himmel war bedeckt, es ging ein leichter Wind, die Temperatur angenehm. Sehr gut! In der Nationalparkverwaltung wurden wir vor sehr hohen Temperaturen (bis 50 Grad) und Mücken gewarnt. Von beidem keine Spur.

Von unserem Plateau ging es zunächst sehr steil und kurvig hinunter bis in ein trockenes Flussbett. Ziemlich breit und sehr steinig. Die Felsen gingen zu beiden Seiten steil hinauf.



Der Wagen holperte langsam aber verlässlich vorwärts. Gut, dass Michael Luft aus den Reifen gelassen hatte. Um die grandiose Umgebung richtig genießen zu können, mussten wir anhalten. Schauen und fahren ist fast unmöglich.
Nach einer Weile Flussfahrt ohne Wasser kamen wir zur „Stadt der Schwalben“, hohe Wände aus Kalkstein. In jeder Kante klebten die Schwalbennester dicht an dicht. Sie waren erst schwer zu entdecken, da sie dieselbe Farbe wie die Wand haben.

Zu Fuß kletterten wir in ein Seitental, wieder durch ein trockenes Bachbett. Uns umgab eine ganz besondere Ruhe. Pflanzen, Vogelrufe und eine würzige Luft. Ich hatte den Eindruck, dass auch der lehmige Boden einen ganz besonderen Geruch verströmte. Apropos Lehm. Mittlerweile war nicht nur unser Auto völlig verschlammt und die Reifen hatten kein Profil mehr. Auch wir hatten den klebrigen Schlamm dick unter den Schuhen, auf der Hose und sogar auf der Haut. Es ließ sich nicht ändern.


Am Ende des bergigen Abschnitts kamen wir auf eine weite Ebene. Zuerst merkten wir gar nicht, dass wir das Flussbett verlassen mussten, um dem richtigen Weg zu folgen.
Dann ging es kilometerweit über einen Weg durch die Prärie. Am Horizont sahen wir eine Hügelkette, die schon auf azerbaidschanischem Territorium liegt.



Nun wurde es wirklich schwierig. Obwohl der Weg viel harmloser aussah als der steinige Fluss, mussten wir sehr aufpassen, nicht im Schlamm stecken zu bleiben. Der Regen der letzten Nacht und die kleinen Wiesenbäche, die immer wieder über den Weg liefen hatten den Weg in eine rutschige Piste verwandelt. Oft kamen wir nur weiter, indem wir über die Gräser abseits des Weges fuhren. Aber auch da landeten wir manchmal im Sumpf.
Die Landschaft war immer noch atemberaubend schön. Vielleicht sieht es so in Teilen Afrikas aus. Wir nahmen die „Kulisse“ aber meistens nur am Rande auf. (Versuch mal beim Maschenzählen einen Film zu schauen). Wir mussten extra stehen bleiben, um z.b. Gazellen zu sehen. Die leben hier nämlich. Leider haben wir keine gesichtet. Dafür aber eine Schar Geier, die kurz vor uns im Gras landeten.

Später haben wir auch wunderschöne blau-braune Vögel gesehen. Es waren Bienenfresser, die hier in großer Zahl leben. Außerdem Spechte, Wiederhopfe, Rebhühner und allerlei andere Vögel.





Nach der weiten Steppe kamen wir an die erste Border Police Station, wo unser Permit und unsere Pässe eingehend geprüft wurden. Zur Grenze ist es ja nur ein Steinwurf.
Der Weg wurde wieder steiniger, es ging bergauf und in ein weiteres Flusstal. Wieder ein ganz anderer Eindruck, andere Vegetation und neue Gerüche. Hier machten wir eine ausgiebige Mittagspause mit anschließendem Kaffee. Ich spazierte in der Gegend herum und fand einen leeren Schildkrötenpanzer und wieder sehr viele Interessante Pflanzen.



Besonders phänomenal: Die dicken Kapernknospen von gestern hatten sich nach dem Regen alle geöffnet und blühten nun ein einem strahlenden Weiß.


Am Nachmittag kamen wir zur nächsten Grenzkontrolle, hier wollten sie nur das Permit sehen. Wahrscheinlich hatten sie schon auf uns gewartet. Irgendwie ist es auch beruhigend, dass wir registriert sind und nicht wirklich in dieser riesigen leeren Landschaft verloren gehen können. Sie würden uns sicher suchen.





Wir versuchten noch einen kleinen Extraweg ganz im Osten des Parks. Aber das hätte noch zwei Stunden extra bedeutet. Wir hatten noch ziemlich viel Weg vor uns, also sind wir nach ein paar Metern im engen Canyon umgekehrt.
Die Landschaft veränderte sich wieder und wurde zu einer weiten Weidelandschaft mit Bäumen und wasserführenden Bächen. Später gab es auch wieder Vieh. Vor allem Kühe und Pferde.

Unterwegs begegneten uns immer mal wieder andere Fahrzeuge, meistens mit Uniformierten besetzt. Ab und zu auch Deutsche. Ein Paar hatte sich in Tiflis ein Allradfahrzeug gemietet. Wir unterhielten uns kurz über die fantastische Landschaft. Sie hatten das Glück, Gazellen gesehen zu haben. Später, schon nach dem Ausgang, kam uns eine Familie in einem großen Iveco-Campingfahrzeug entgegen. Dann noch zwei riesige Trucks. Wir erzählten Ihnen, was sie zu erwarten hatten und waren froh, dass wir die Strecke alleine erleben durften.
Zum Schluss mussten wir wieder die ewig lange Schlaglochpiste zurück nach Dedoplis Tskaro fahren. Im Ort haben wir zuerst eine Reifenwerkstatt aufgesucht, um wieder den richtigen Luftdruck in den Rädern zu haben. Und dann ging es sofort in die Waschanlage. Es war viel Wasser mit hohem Druck vonnöten, um die etlichen Kilos Schlamm herunterzuwaschen.
Nun kam der erfreuliche Abschluss des Tages. Direkt am Ortsrand liegt der Eingang zur Adlerschlucht. Davor ein kleiner, ebener Parkplatz wie eine Aussichtsterrasse in die Natur.

Dort haben wir unseren perfekten Nachtplatz gefunden. Aber vorher sind wir noch auf den Ausguck oberhalb er Schlucht gewandert. Wir haben noch lange im Abendsonnenschein vor unserem Bus gesessen und mit dem Fernglas die Vögel beobachtet. Ein toller Tag fand damit einen perfekten Abschluss.




Eine allgemeine Anmerkung zu den Fotos: kein Bild kann zeigen, was wir mit unseren Augen aufnehmen. Georgien ist der absolute Hammer in Bezug auf wunderschöne Natur.
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