


Nachdem wir von unserem herrlichen Platz hoch über dem Van-See heruntergefahren und noch einmal in das klare Sodawasser gehüpft waren, machten wir uns auf den Weg Richtung Tatvan. Diese Stadt liegt ganz im Südwesten vom See. Hier werden wir uns von ihm verabschieden und weiter in die Mitte der Türkei fahren. Der Weg bis Tatvan war mit Hindernissen gepflastert. Wir kamen in zwei Polizeikontrollen, regelrechte Checkpoints, wo wir uns ausweisen mussten.

Dann hielten wir bei heftig winkenden Männern, die am Straßenrand neben einem Trecker und einem PKW standen, Wir dachten, sie brauchten Hilfe bei einem Unfall. Aber dann schienen sie doch nur per Autostopp zu fahren. Wir ließen uns dazu bewegen, einen mitzunehmen, obwohl wir keinen extra Sitz haben. Kurz vor Tatvan gab es wieder einen Kontrollpunkt. Wir hatten schon Angst, dass es ein Problem geben könnte mit unserem Passagier. Aber wir wurden nur durchgewinkt. An der Tankstelle ließen wir ihn raus und waren ziemlich erleichtert. In Tatvan haben wir nur an einer Picknickwiese am Anfang der Seepromenade zu Mittag gegessen (Müsli). Dabei kamen wir mit zwei etwa 11 Jahre alten Jungs ins Gespräch, die uns mit ihren Fahrrädern umkreisten. Sie konnten leider nur sehr wenig Englisch.
Den ganzen Morgen hatten wir uns schon über den vielen Müll aufgeregt, der an jeder landschaftlich schönen Stelle herumliegt. Als ich den Jungs ein Bonbon anbot, warfen sie das Papier vor meinen Augen auf den Weg. Ich reagierte ziemlich empört und sammelte es auf und warf es in den 5 Meter entfernt stehenden Mülleimer. Es ist wirklich sehr schade, dass die Menschen in der Türkei für ihr selbst gemachtes Müllproblem so gar kein Verständnis haben.
Tatvan erschien uns auf den ersten Blick laut und ungepflegt – eventuell tun wir der Stadt damit unrecht – aber wir sind gleich weitergefahren. Wir sahen auf der Karte, dass es möglich ist, mit dem Auto hoch zum Vulkan Nemrut zu fahren, der ziemlich unspektakulär hinter der Stadt liegt. Er ist an seiner höchsten Erhebung 2948 Meter. Wir dachten, wir könnten eventuell vom Kraterrand aus hineinschauen und gleichzeitig eine schöne Aussicht zurück zum Van-See ergattern. Aber als unser kleiner Bus die ziemlich steile Straße geschafft hatte, waren wir mehr als verblüfft.
Wir durften in die Caldera, so nennt sich ein nach dem Ausbruch gebildeter Vulkankessel, hineinfahren. Im riesigen Krater verlief die Straße rauf und runter durch eine teils wilde, teils sanfte Hügellandschaft. Es gab mehrere Seen. Wir fuhren bis zum großen Kratersee, der fast die Hälfte der Fläche einnimmt. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und waren begeistert. Zeit für einen Kaffee. Eine wirklich coole Location für den Nachmittagskaffee in der Mitte eines noch aktiven Vulkans. Er gehört mit zu den größten Caldera-Vulkanen der Welt (Platz 17).









Zurück am oberen Rand hatten wir dann auch noch den schönen Blick auf den Van-See und Tatvan.

Das war ein toller Abschnitt des Kapitels Van-See. Jetzt wendeten wir uns der Muş-Ebene zu, eine riesige flache Ebene, die sich kilometerweit nach Westen zieht. Hier wird es wieder sehr heiß. Am rechten Rand sehen wir noch den auch recht imposanten Berg Gökgören stehen, danach sehen wir nur noch weit entfernte Hügelketten.

Wir erwarteten nichts mehr besonderes vom Tag und fanden auf unserer App für die Nachtplätze einen Parkplatz am Fluss Murat hinter der Stadt Muş. Da fuhren wir hin. Wir waren ziemlich müde und wollten nur noch Abendessen und Nichtstun.


Wir fanden den Parkplatz an der historischen Brücke über den Murat. Hier gab es wieder Picknickplätze und, wie es aussah, auch Restaurants. Wir spazierten zum nächstgelegenen und fragten nach Abendessen. Zuerst sah es so aus, als hätten wir etwas missverstanden. Die junge Crew des 1071 Park Restaurant führte uns zu einem besseren Picknickhäuschen. Innen war ein niedriger Tisch und eine Teppich- und Kissenlandschaft. Das große Fenster ging hinaus auf den Fluss und die große Ebene. Hier bekamen wir ein üppiges und leckere Mal serviert – wir fühlten uns ein bisschen wie bei 1001 Nacht.





Den Abend beschlossen wir mit einem Spaziergang über die alte Brücke und den Park am Fluss mit seinen vielfältigen Picknickmöglichkeiten. Es war viel Volk auf den Beinen, wir hörten Lifemusik. Eine wunderbare Atmosphäre und ein schöner Abschluss für einen langen, anstrengenden Tag.

