
Nach Omalo
Heute versuchen wir noch einmal, was uns letzten Freitag nicht gelungen ist. Diesmal überqueren wir den Abano-Pass mit einem sauberen Luftfilter und fahren ins Land der Tuschen, auch Tuschetien genannt. Eigentlich ein eigenes Volk mit eigener Sprache sind die Tuschen vor langer Zeit schon nach Georgien eingegliedert worden. Das Hochtal ist nur durch eine Straße zu erreichen, die sehr schwierig zu fahren ist und wohl auch als gefährlich gilt. Die Tuschen leben im Winter unten vor den Bergen in den Orten Kvemo Alvani und Zemo Alvani. Im Sommer ziehen sie wieder nach oben. Die Kühe werden auch mit hoch getrieben. Mittlerweile leben die Tuschen wohl auch vom Tourismus.
Die Hauptsaison für Besucher des über 2000 Meter hoch gelegenen Tals beginnt erst im Juli. Wenn im Juni der Schnee schmilzt und die Wiesen grün und saftig sind, ist es allerdings besonders schön .





Wir sind extra früh aufgestanden, um die etwa dreistündige Fahrt zur Passhöhe früh in Angriff zu nehmen. Mit dem neuen Luftfilter lief der Bus wie am Schnürchen durch die Kurven und nahm die stetigen Steigungen ohne zu Murren und vor allem ohne den schwarzen Rauch der letzten Woche. Wir hatten wunderschönes Wetter, die Luft war frisch und klar. Unterwegs gab es nur wenig Störungen. Einmal musste der Bagger einen Erdrutsch der Nacht wegräumen.
Oben auf dem Pass war es sehr kalt und Wolken zogen von unten nach oben über den Hang. Allerdings war die Stimmung prima. Es gab einen kleinen Kaffeeausschank, wo es auch Kuchen und die „georgischen Snickers“ gab, die ich endlich einmal probieren wollte. Sie heißen eigentlich Tschurtschchela und sind Nüsse, zB. Walnüsse, die auf einem Faden aufgefädelt mit Fruchtsaft überzogen zu einer festen Stange geformt werden. Sie sehen nicht besonders appetitlich aus, sie schmecken dafür aber sehr lecker. Wir kamen mit Dagi ins Gespräch, die die Kaffeebude vier Monate im Jahr ganz alleine managed und auch die Süßspeisen selbst herstellt.





Auf der anderen Seite ging es wieder viele steile Serpentinen hinunter. Es ist die Nordseite des Gebirges, hier ist es kälter und es liegt noch mehr Schnee am Straßenrand. Wir winden uns mit der Straße immer weiter ins Tal. Hier gibt es viel Wald und einen reißenden Fluss. Die Landschaft erinnert an Filme aus Kanada oder Alaska. Wildromantisch nennt man das wohl.
Unterwegs machen wir Mittagspause. Zwei Niederländer haben eine Reifenpanne. Wir können nicht helfen, sie haben alles im Griff.










Endlich erreichen wir nach erneutem Anstieg das Hochtal von Omala, unser heutiges Ziel. Hier gibt es weite Flächen mit grünen Wiesen und kleinen Baumgruppen. Und überall weiden Pferde, hier das bequemste Transportmittel, denn die Straßen sind hier nicht mehr asphaltiert und sehr uneben.



Wir machen halt in Omalo, um einen Kaffee zu trinken. Die Gästehäuser, die es hier in großer Zahl gibt, bieten oft auch Getränke und Speisen an. Außerdem sind sie meist urgemütlich eingerichtet und verkaufen nebenbei auch noch Socken, Handschuhe und Mützen.

Wir fuhren noch weiter über eine sehr schlechte Straße nach Upper Omalo, wo wir frisches Wasser am Brunnen zapfen konnten. Hinter einer weiteren Anhöhe fanden wir den idealen Stellplatz für die Nacht.

Nach einer schönen langen Mittagspause besuchten wir Upper-Omalo zu Fuß. Dort gibt es die für Tuschetien berühmten Wehrtürme, in denen jeweils bis zu fünf Familien wohnen konnten. Wir besuchten das schöne Ensemble von Türmen, von wo aus wir auch eine fantastische Aussicht auf die Berge und die Landschaft hatten.





Ja, und ein paar Blumenbilder dürfen auch nicht fehlen.


Im kleinen Ort fanden wir ein Gästehaus mit einer schönen Terrasse, auf der wir uns ein georgisches Bier servieren ließen.

Dann wurde es Zeit, zum Bus zurückzukehren und uns ums Abendessen zu kümmern. Wir überholten eine Familie mit zwei Kindern. Michael sprach sie an und fragte sie, woher sie kommen. Es war eine Familie aus Indien, die aber schon länger in Saudi Arabien leben. Die Kinder, eine Tochter (13) und ein Sohn (8), sind beide dort geboren. Sie gingen ein Stück des Wegs mit uns. Als ich sie darauf hinwies, dass sie zur Wehrturmbesichtigung abbiegen müssten, meinten sie, sie hätten ja noch zwei Tage hier, jetzt wollten sie zuerst unseren Bus besichtigen. Es wurde ein sehr schöner gemeinsamer Spaziergang und eine längere Unterhaltung. Am Ende haben wir uns für morgen Abend zum Essen in ihrem Gästehaus verabredet. Da freuen wir uns drauf.

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