
Laut und heiß: Samsun
Wir können uns auf unserem Wohnmobilstellplatz in Samsun von der Fahrerei ausruhen, aber danach müssen wir uns ein paar Tage vom Lärm erholen, dem wir hier ausgesetzt waren. Die Nacht an der Straße und der Eisenbahn war erstaunlich ruhig. Aber dann ging es schon zum Frühstück los. Alle Wiesen um uns herum, jede Grünfläche, wurde mit dezibelstarken Handmähern gestutzt. Das dauerte. Die Arbeiter hatten Gehörschutz an, wir aber leider nicht. Das macht auf die Dauer aggressiv und krank.
Nett waren die Begegnungen am Morgen mit anderen deutschen Weltenbummlern. Mit Michaela und Frank aus Hürtgenwald haben wir bei einer Tasse Kaffee unsere Türkeierfahrungen ausgetauscht. Die beiden sind allerdings mit dem Rad unterwegs, dagegen ist unser Ausflug im Bus ja ziemlich simpel.
Um dem Lärm im Camp zu entfliehen, sind wir mit den Rädern an der Promenade entlang bis zur Stadtmitte gefahren. Ganz Samsun ist vom Atatürk- und Republikfieber befallen. Am 19. Mai jährt sich Atatürks Landung in Samsun zum 105. Mal. Seit 1938 ist dieser Tag ein staatlicher Feiertag. Der 19.05.1919 war der Beginn der türkischen Befreiungskriege gegen die Besetzung nach dem Ersten Weltkrieg. Daher gilt Samsun als Wiege der modernen Türkei. Der 19. Mai ist der Gedenktag an Mustafa Kemal Atatürk und ist außerdem Tag der Jugend und des Sports. So ist es auch kein Wunder, dass in einem der vielen Parks Jugendorganisationen, vornehmlich Pfadfinder, ihre Zelte aufgeschlagen haben. Wir sahen sie heute schon in der Stadt Aufmärsche und Lieder üben.






Erstaunlicherweise war es heute auch richtig heiß. Schon am Morgen war es warm und schwül. Der Himmel war bedeckt und es war sehr diesig. Es war das erste Mal in den sechs Wochen, dass wir ohne Jacke unterwegs waren. Wir erlebten einen richtigen Sommertag und suchten in den Gassen der Stadt meistens die Schattenseite. Die offenen Geschäfte bliesen aber ihre klimatisierte Luft vor die Türen, so dass es in engen Straßen auch in der Sonne angenehm kühl war.
Wir fanden die Innenstadt von Samsun nicht besonders bemerkenswert, außer dass es unzählige Geschäfte mit Waren aller Art gab. Vor allem aber Kleidung. Uns fiel angenehm auf, dass wir nicht ständig angesprochen wurden, um etwas zu kaufen.
Hier einige Ansichten von Samsun – es gab sogar eine christliche Kirche.







Am Nachmittag lagerten wir zur Erholung und zur Abkühlung in einem der vielen Parks zwischen Stadt und Meer. Plötzlich kam ein stürmischer Wind wie aus dem nichts. Die Temperatur sank merklich. Wir machten uns auf den Weg zurück zu unserem Bus. Der Rückenwind beschleunigte unsere Fahrt.
Als wir es uns gerade auf unseren Liegestühlen bequem genacht hatten, die Rasenmäher waren verstummt, wurden wir von ohrenbetäubendem Lärm aufgeschreckt. Tiefflieger! Direkt über unseren Köpfen. Es war die Generalprobe für die Flugschau am Montag. So ein Formationsflug mit Loopings und anderen Kunststücken ist schon ein gewaltiges Schauspiel – aber der Lärm und die Assoziation zum Krieg der genau auf der uns gegenüberliegenden Seite des schwarzen Meeres tobt, hinterlässt bei mir ein eher unangenehmes Gefühl.



Als gegen Abend endlich Ruhe eingekehrt war, haben wir noch einmal unsere Fahrräder genommen und sind zurück zur Promenade gefahren, wo wir gerade noch den Sonnenuntergang erleben durften.

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