
Nach Samsun
Heute morgen dachten wir noch, heute gäbe es bestimmt nicht viel zu erzählen. Wir wollten von A nach B fahren. Also vom wunderschönen Sinop, dass sich selbst „Glückliche Stadt“ nennt, nach Samsun. Die Straße geht etwa 160 Kilometer direkt am Meer entlang. Also hatten wir uns auf eine zügige Fahrt und wenig neue Bilder eingestellt.
Da heute Freitag ist, wollten wir zum Wochenende einen eingezäunten, überwachten Wohnmobilstellplatz ohne Sorgen beziehen. Das hat sich bewährt, denn gerade an Wochenenden sind die schönen Stellplätze in der Natur oft Treffpunkt für Jugendliche mit lauter Musik und Remmidemmi bis in die Nacht hinein.
Soweit der Plan. Nach dem schönen Frühstück auf unserer „Privatterrasse“ direkt am Meer, haben wir einen langen Spaziergang auf der Promenade, die an unserem Auto vorbei um die Halbinsel von Sinop führt, gemacht. Das ging vorbei an tollen Villen, aber auch an kleinen lauschigen Plätzen am Meer, wo in Eigeninitiative mit ein paar Hölzern und alten Sesseln eine Platform unter den Kiefern direkt am Meer entstanden ist.







Dann also weiter Richtung Samsun. Nachdem wir uns erst einmal aus der Stadt herausgewickelt hatten, lief die Fahrt über gut ausgebaute Schnellstraßen, die aber auch von Fußgängern und Kühen benutzt wurden. Hier muss ständig mit allem gerechnet werden.


Die relativ neue Küstenstraße ist einfach ans Meer gebaut worden. Dafür wurden Berghänge abgetragen, Steilküste und Buchten vernichtet. Sogar ein kleiner Fischerhafen bekam eine „Ersatzlagune“ zwischen Straße und Bergen. Wir denken sofort an die zerstörte Natur, aber die Türkei hat so viele Wälder, so viele Steilküsten und Meeresbuchten, dass es wahrscheinlich gar nicht drauf ankommt. Und für die Menschen, die täglich zwishen den größeren Orten pendeln müssen, wird es eine immense Erleichterung sein.
Auf einmal sahen wir Felder, die unter Wasser standen. Das könnten Reisfelder sein, dachten wir uns. Eine kleine Unterhaltung mit Chatgpt bestätigte unsere Annahme. Wir waren im Mündungsdelta des Kizilirmak bei Bafra. Hier wird unter anderem Reis angebaut, aber auch Tabak und viele andere Feldfrüchte. Die Parallele zum Podelta drängte sich auf. Plötzlich gab es Störche, die hinter den Traktoren herstolzierten. Wir wollten hier nicht achtlos weiterfahren. Also wurde es ein „Umweg“, wir sagen lieber Abstecher von fast 50 Kilometern. Aber der hat sich gelohnt. Wir sind ganz in die Nähe der Stelle gefahren, wo der Fluss ins Meer mündet. Auf der Karte sieht das Delta aus wie ein riesiger Busen. Wir waren dann ganz vorne bei Fener Deniz. Schaut mal auf die Karte.







Im Fluss gab es viele Vögel zu beobachten. Außer ganz normalen Störchen sahen wir auch Schwarzstörche, Graureiher, Kormorane, Ibisse, weiße Reiher, Sperber und einen Neuntöter. Sicher hätten wir noch viel mehr entdecken können.
Endlich ging’s weiter nach Samsun. Wir kamen in den Freitagnachmittagsverkehr und mussten feststellen, dass Samsun eine richtige Großstadt ist. Wir kamen auf dem Karavan Kamp zwischen Schnellstraße, Schnellbahntrasse und Wasserskianlage unter. Ziemlich weit weg von Samsuns Innenstadt. Aber das macht nichts. Wie wir heute Abend schon ausprobieren konnten, kommen wir mit dem Fahrrad über sichere Wege direkt an die lange Promenade Samsuns. Von dort aus können wir morgen alles erkunden. Im Camp haben wir wieder einmal die Waschmaschine genutzt. Diesmal waren die Bettwäsche und die Handtücher dran.







Auf dem Womostellplatz sammelten sich nach und nach unsere „Kollegen“ aus Deutschland, Russland, Österreich und der Türkei. Vom türkischen Nachbarn gab’s nach unserem Abendessen noch einen ganzen Teller mit Pasta und gefüllten Weinblättern. Abgesehen vom Dauerrauschen der Schnellbahntrasse und der Eisenbahn könnte das hier ein prima Platz werden.
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