Diese Nacht war etwas besonderes. Jetzt fahren wir schon seit 2007 mit dem Bus durch dick und dünn, aber noch nie hatten wir Besuch von einem Tier größer als eine Fliege. Diese Nacht gegen zwei Uhr tobte plötzlich eine fette Feldmaus durch unseren Bus und auch durch unser Bett. Michael hatte schon vor mir Geräusche gehört, als ich davon wach wurde, dass die Maus über meine Schulter und meinen Arm lief. Brrr
Als wir Licht gemacht hatten, sahen wir sie auf dem Küchenblock sitzen. Später interessierte sie sich für unseren Müll, da waren Kirschkerne drin. Wir konnten sie nicht fangen, aber irgendwann verschwand sie durch die Ritzen im Armaturenbrett. Danach war Ruhe. Hoffentlich war das ihr Weg nach draußen.
Nach der Aufregung habe ich dann ganz gut bis zum Morgen geschlafen, auch wenn die Träume ziemlich wild durcheinander gingen.
Der Tag startete wolkenlos und das Bergpanorama war beeindruckend. Die Gipfel der Bergkette, die vom Schshara (5200m) überragt werden, sind schneebedeckt. Der Schchara ist der höchste Berg Georgiens.
Wir haben uns heute mit Sybille und Rüdiger zur Wanderung zum Gletscher des Schchara verabredet. Kurz vor zehn Uhr nahmen wir den Weg ins Talende hinter Usghuli. Zuerst mussten wir uns die Straße noch mit Kühen, Lastwagen und Sammeltaxis teilen, doch nach dem Café am Ende der Straße gab es nur noch einen schmalen Pfad, der über Steine und Bäche hinauf zum Gletscher führte. Wir waren nicht die einzigen auf diesem Weg. Mehrere Gruppen der unterschiedlichsten Nationen hatten dasselbe Ziel.
Unterwegs haben wir wieder die herrliche Blumenpracht auf den grünen Wiesen bewundert – und fotografiert. Diesmal habe ich endlich die kaukasische Lilie gefunden, nach der ich schon länger Ausschau gehalten habe.
Es war ein wunderbarer Wandertag mit Einkehr im Gletscher-Café, in dem wir uns frische Khatschapuri haben schmecken lassen. Das sind die runden, mit viel Käse gefüllten Fladenbrote.
Kurz nach vier Uhr waren wir wieder zurück im „Lager“ und haben nur noch die Aussicht bewundert und in der Sonne gelegen. Wir waren ein bisschen stolz auf uns, dass wir die 18 Kilometer gut geschafft haben. Am Gletscher waren wir auf 2557 Höhe.