
Mineralwasserbad und Gudauri Panorama
Als wir aufwachten, war die Welt um uns rum verschwunden. Dichter Nebel – keine Kirche, kein Berg zu sehen. Wir ließen uns Zeit mit dem Aufbruch. Bis nach dem Frühstück alles erforderliche erledigt ist, dauert es eben. Außerdem gab es draußen auf dem Parkplatz noch ein paar Interessante Gespräche zu führen. So trafen wir auf Mitglieder der polnischen (!) Bergwacht, die mit allerlei Ausrüstung für drei Monate oben im Lager am Kasbek für die Sicherheit der Bergsteiger sorgen werden. Sie warteten nun auf den Helikopter, der sie mit all dem Gepäck nach oben bringen wird.
Derweil machten sich auch die Pferdekuriere wieder fertig.

Als wir fast fertig waren, fuhren plötzlich Iris und Pavel und Bille und Rüdiger mit ihren Ivecos auf den Platz. Welch eine Überraschung. Nach einer herzlichen Begrüßung und Instruktionen, was hier zu unternehmen wäre, fuhren wir los.
Zuerst zum Einkaufen nach Stepantsminda, danach zur Mineralwasserquelle ganz in der Nähe. Hier sprudelt frisches Mineralwasser aus einem Riss in einem Rohr, das einen ziemlich großen Pool füllt.
Ich habe nicht lange nachgedacht und mich ins etwa 18 Grad kalte Wasser begeben. Es war zwar kühl aber auch überaus belebend. Anschließend bin ich wohl ein bisschen zu lange im nassen Badeanzug in der kalten Luft herumgesprungen. Es dauerte sehr lange, einen Kaffee und die Heizung im Bus, bis mir wieder warm wurde.



Kirsten und Bruno aus der Schweiz standen schon acht Tage mit ihren eigenen Hunden am Mineralwasserbecken und kümmerten sich um einen großen georgischen Hund, der kurz vor dem Verhungern stand. Kirsten ist vom Fach; sie ist Hundetrainerin und betreut sowohl in der Schweiz als auch in Rumänien Straßenhunde. Wir haben uns ziemlich lange mit ihr über das Thema unterhalten. Da sie ein geschultes Auge dafür hat, trifft sie auch in Georgien auf viele Hunde, denen sie zu helfen versucht. Da sie schon einige Zeit in Georgien sind und schon Orte besucht haben, die wir sehen wollen, gab sie uns wertvolle Tipps mit auf den Weg.
Weiter ging’s für uns in Tal Richtung Juta. Wir kamen dort nicht an, weil die Straße vier Kilometer vor dem Ort wegen Bauarbeiten für Fahrzeuge gesperrt war. Die wollten wir nicht zu Fuß gehen, also kehrten wir um.
Beim Ort Sno hatten wir schon die großen Köpfe fotografiert, die direkt an der Straße auf einer Wiese stehen. Die riesigen Steinköpfe sind von einem ortsansässigen Künstler aus großen Findlingen gestaltet. Nicht so riesig wie die Köpfe auf den Osterinseln, aber ebenso sehenswert.



Danach ging’s weiter zum so genannten Panorama von Gudauri. Zwischen dem Kreuzpass und dem Skigebiet von Gudauri wurde 1983 die riesige Skulptur zur Erinnerung an die zweihundert Jahre alte Freundschaft zwischen Russland und Georgien erbaut. Die geschwungenen Bögen im halbkreisförmigen Bauwerk sind mit Szenen aus der georgischen und russischen Geschichte im kommunistischen Stil ausgemalt. Heute ist es vor allem eine beliebte Aussichtsplattform, von der aus das ganze Tal und die Berge ringsum bewundert werden können. Die Gleitschirmflieger runden das Erlebnis ab.




Wir fuhren weiter, um uns einen ruhigen Nachtplatz zu suchen. Ich hatte auf der Karte einen Picknickplatz im Khadartal gefunden. Nach etwa einer halben Stunde waren wir dort. Eine Gruppe junger Georgier*innen stand an einem Tisch unter einem Walnussbaum. Sie hießen uns gleich herzlich willkommen und boten uns Bier an. Wir sollten auch beim mit Käse gefüllten Brot, dem Katschapuri, zugreifen.
Wie sich herausstellte, arbeiten sie für das große chinesisch-georgische Tunnel- und Straßenprojekt. Die Männer sprachen sehr dem Bier und dem Whiskey zu. Michael steuerte einen guten schottischen Whiskey bei, damit er nicht den Jack Daniels der Georgier trinken musste. Sie sprachen einen Toast nach dem anderen aus. Es war eine lustige Runde.
Ich habe mich sofort gut mit Tamta verstanden. Sie ist beim Tunnelprojekt dafür zuständig, dass die Natur nicht übermäßig in Mitleidenschaft gerät. Sie hat einen Master in Ökologie und begeistert sich auch privat für alle Pflanzen und Tiere Georgiens. Ich zeigte ihr meine Fotos von den verschiedenen Pflanzen, die ich bisher entdeckt hatte. Es stellte sich heraus, dass wir beide die lateinischen Namen kennen. Das erleichterte die Kommunikation über Enzian, Kratzdistel und Ehrenpreis erheblich. Hier ein Foto unserer lustigen Runde mit Tamta, Olga und den beiden Giorgis.




Als wir uns verabschiedet hatten, richteten wir uns auf dem Platz direkt am Bach und einer eisenhaltigen Quelle für die Nacht ein. Leider kam später noch ein weiterer, diesmal äußerst missmutiger Georgier vorbei, der uns von unserem schönen Platz vertreiben wollte. Wir stellten den Wagen etwas näher zur Straße und hoffen auf eine ruhige Nacht.
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