
Auf Schneehöhe

Nach einem schönen Frühstück in unserem Picknickhäuschen nahmen wir den Weg ins Kaçkar-Gebirge wieder auf. Es waren ja nur noch 70 Kilometer. Aber was bei uns in der Ebene vielleicht ein Stündchen Fahrt ist, sollte hier fast drei Stunden dauern. Wir wunderten uns ein wenig, denn die Straßen waren anfangs noch sehr gut ausgebaut, die Berge zum größten Teil mit langen Tunneln unterquert.
Vor allem die gigantischen Bauarbeiten rund um den Yusufeli-Staudamm und die bis zu drei Kilometer langen Tunnel, die sich mit hohen Brücken über den Stausee abwechselten, ließen uns glauben, dass unser Navi spinnt. Apropos Staudamm. Wir sahen den Ort Yusufeli, der wie aus der Retorte am Hang hing. Alle Häuser waren im gleichen Abstand voneinander gebaut und sahen absolut identisch aus. Wie wir später nachlesen konnten, wurden wegen des Staudamms alle Menschen aus dem ehemaligen Yusufeli zwangsenteignet und dafür in diese Retortensiedlung umgesiedelt. Trotz vieler Proteste setzte der Türkische Staat sein Staudammprojekt um. Der Yusufeli-Staudamm ist einer der größten der Welt.


Als es nur noch 38 Km bis zum Ziel waren, hatten wir immer noch eine Zeitanzeige von über einer Stunde. Und hier endete abrupt die breite Straße. In engen Kurven ging es einspurig weiter und zwar so, dass wir gerade so noch durchpassten. Zum Glück war auch fast kein Verkehr. Es ging immer am Fluss entlang, das Tal wurde enger und immer wieder ragte am Horizont das Kaçkargebirge auf, immer noch mit ziemlich viel Schnee bedeckt. Dann hörte auch der Asphalt auf und einmal ging es nur noch durch einen unbeleuchteten Tunnel vorwärts.









So verging der ganze Vormittag mit Fahren. Die letzten 40 Kilometer sehr langsam und vorsichtig. Der Motor wurde warm, aber unser guter alter Bus kam ganz oben an. Fast am Ende des Tals vor dem Städtchen Olgunlar, dem Tor zum Nationalpark. Wir standen ziemlich nah an der Straße und vor allem nicht gerade. Dort machten wir eine lange Mittagspause.
Nach dem Kaffee starteten wir zu einer kleinen Wanderung. Zuerst ging es ziemlich steil bergauf. Da bekamen wir zu spüren, dass wir die Höhe von über 2000 Metern noch nicht gewöhnt sind. Später wurde der Weg zum Pfad und zum Glück ging er auch auf einer Höhe, bis er dann schließlich ins Tal nach Yaylalar hinunter führte. Die Ausblicke vom Weg aus waren wunderbar. Da auch hier vor kurzem noch Schnee lag, hatten wir wieder Frühling. Seit sieben Wochen fahren wir nun schon dem Frühling hinterher.
An den Hängen blühten in großer Zahl die Himmelsschlüsselchen und ein Menge anderer Frühblüher. Auch die Obstbäume hatten noch zarte Blüten.











Wir waren übrigens die einzigen Wanderer und auch sonst gibt es hier keine Ausländer. Alle Menschen, denen wir begegnen, behandeln uns sehr freundlich. Selbst aus den Autos heraus wird gegrüßt. Wenn wir wollten, würden sie uns auch mitnehmen.
Zurück am Bus haben wir diesen auf einen besseren, höhergelegenen Platz gefahren. Hier standen wir gerade. Ein paar Steine mussten dafür aus dem Weg geräumt werden.


Wir konnten noch lange die Abendsonne genießen, die an einem Berghang immer tiefer ins Tal rollte. So sah es jedenfalls aus. Morgen soll das Wetter umschlagen. Mal schauen, wie es wird.
Ging uns genauso. Google Maps hat eine Route vorgeschlagen, die nur 18 Minuten länger seien sollte, aber mit bis zu 10% Kraftstoffersparnis. Nach fünfeinhalb Stunden haben wir das Kloster Sümela fix und fertig erreicht, der Kraftstoffverbrauch hat sich verdoppelt.
Nur hier gab es wirklich keine andere Route. Alles stimmte mit der Anzeige. Wir sind eben ganz langsam schnaufend bis ganz nach oben gekommen. Das war es wert!