Sendung mit der Maus, zweite Folge: Die Maus war nicht verschwunden, sondern wartete still hinter dem Armaturenbrett bis wir endlich gegen 22:30 Uhr ins Bett gegangen sind. Kaum war es dunkel im Bus, kam sie heraus. Michael hatte eine Tütenfalle mit Köder präpariert, aber die kam nicht zum Einsatz. Stattdessen ist er mit einem Schuh auf die Maus getreten. Das ist ihr schlecht bekommen. Michael schmiss sie nach draußen. Was dann mit ihr geschah, wissen wir nicht. Nun ist hoffentlich Ruhe.
Heute ließen wir uns sehr viel Zeit mit Aufstehen und Frühstück. Nach der gestrigen Wanderung hatten wir nichts besonderes vor. Wir verabschiedeten Sibylle und Rüdiger, die weiter nach Mestia fahren wollen.
Das Wetter war nach wie vor prima. Wir erkundeten auf einem ausgedehnten Spaziergang das Dorf Usghuli.




Dabei entdeckten wir ein kleines Museum. Gigo zeigte uns die Sammlung von Haushaltsgegenständen im alten Haus seiner Vorfahren. Er erklärte uns, wie die Familien zusammen mit ihren Tieren in einem großen Raum wohnten. Auch die Feuerstelle zeigte er uns. Im großen Dachboden wurde das Futter für die Tiere aufbewahrt. Außerdem gehörte früher zu jedem Haus ein großer Wehrturm, in dem sich die Familie bei Angriffen, z.b. durch die Mongolen, verschanzen konnte. Und zwar durchaus über Wochen.



Danach suchten wir das Kino, in dem jeden Tag fünf Mal der eineinhalbstündige Film „Dede“ gezeigt wird. Wir konnten einen Blick in den Vorführraum werfen, der im Dachboden eines ebenso musealen Hauses eingerichtet ist, wir es vorher im Museum gesehen hatten. Wir wollten zur Vorführung um 17 Uhr wiederkommen. Wir schlenderten weiter durchs Dorf und dann langsam zurück zum Bus, wo wir es uns wieder sehr gemütlich gemacht haben.





Mittlerweile haben wir einen eigenen Wachhund am Bus. Er sorgt dafür, dass uns die Kühe nicht belästigen. Er würde gerne auch die Pferde verscheuchen, aber die lassen sich von seinem Gebellt nicht einschüchtern.


Apropos Kühe. Es ist wunderbar, mit anzusehen, wie die Herde morgens hinauf auf die Weiden wandert und abends pünktlich zurück ins Dorf geht. Alles geht sehr geordnet und sehr geruhsam vor sich. Es hat etwas meditatives, den Tieren bei ihren täglichen Wanderungen zuzuschauen.



Pünktlich um 17 Uhr begann der Film. Wir waren acht Zuschauer*innen aus Deutschland, Polen, Kanada und Australien.
Der Film, der viele berühmte Preise gewonnen hat, ist von 2017 und beschreibt eine Begebenheit aus dem Jahr 1988. Es ist die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des georgischen Bürgerkriegs. Der Film spielt genau hier in Svanetien und wurde in Usghuli und der umliegenden Landschaft gedreht. Er beschreibt das Drama einer arrangierten Ehe, die nicht zustande kommt und den Verstrickungen aus Tradition, Blutfehden und Unterdrückung von Frauen noch in der Neuzeit in dieser sehr entlegenen Gegend. Es ist spannend, im Film die Häuser und Orte zu sehen, die wir noch am Morgen besucht haben. Es ist ein sehr bewegender Film mit tollen Landschaftsaufnahmen, eindrücklichen Szenen der zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein harter Film, der die thematisierte Brutalität nie direkt darstellt. Tolle Schauspieler, die in den vielen Nebenrollen wohl zum größten Teil aus der Gegend stammen.




Gegen Abend zog sich der Himmel zu. Es gab ein kurzes Gewitter und Regen. Der war genauso schnell auch wieder vorbei. Morgen werden wir wohl weiter nach Mestia fahren.