Zurück in die Türkei

Heute Morgen haben wir uns von unseren überaus zauberhaften Campingwirtsleuten Shorena und Ushangi verabschiedet. Nach sechs Wochen Georgien können wir sagen, dass die Georgier*innen auf den ersten Blick nicht sehr freundlich erscheinen, wenn dann aber der persönliche Kontakt da ist, hatten wir bisher nur sehr herzliche Begegnungen.

Ja, es sind nun schon sechs Wochen, die wir Georgien systematisch erkundet haben. Von der Großstadt Batumi an der Schwarzmeerküste über zahrlreiche kleine und große Nationalparks, durch die Weinregion Kachetiens, der Steppe von Vashlovani an der azerbaidschanischen Grenze, die Almen und steilen Hänge des hohen Kaukasus, Tbilisi, die gefährlichen Straßen bis zur russischen Grenze, Kirchen, Höhlen und Festungen – Georgien hat uns wirklich jeden Tag neue Überraschungen beschert. Wir werden bestimmt noch einmal wiederkommen.

Jetzt wenden wir uns aber wieder der Türkei zu, denn außer dem Kaukasus wollen wir unbedingt den hohen Berg Ararat besuchen, ebenso wie den riesigen Van-See. Von dort wollen wir uns ganz langsam durch die Mitte der Türkei auf die Rückreise nach Deutschland begeben.

Heute sind wir erst durch das schöne Tal des Borjomi-Nationalparks, dann durch das „Dry Valley“ bis nach Vale, des letzten Orts vor der türkischen Grenze gefahren. Gegen 13 Uhr erreichten wir die Grenzanlagen. Bei den Georgiern waren wir relativ schnell durch, bei der Einreise in die Türkei dauerte es länger: der Beamte, der für die Passkontrolle zuständig war, wollte erst seinen Kaffee austrinken. Wir hatten natürlich vollstes Verständnis. Er stand draußen vor seinem Schalter und hat sich gemütlich mit uns unterhalten. Nachdem die Pässe kontrolliert waren und wir am nächsten Schalter die Fahrzeugpapiere zeigen mussten, war die Gepäckkontrolle dran. Das dauerte aber wieder, da der zuständige Beamte im Auto vor uns alte Bekannte wiedergetroffen hatte. Bei der sehr angeregten und erfreulichen Unterhaltung – es mussten auch noch Telefonnummern ausgetauscht werden – wollten wir natürlich nicht stören. Es dauerte lange – wir hatten Verständnis. Endlich waren wir wieder an der Reihe. Der junge Beamte war an den Einbauten in unserem Bus sehr interessiert. Die eine Bierdose im Kühlschrank fand er völlig in Ordnung, die Toilette wollte er nicht unbedingt sehen. Dann noch einen Zettel ausfüllen am nächsten Schalter – und schon waren wir durch. 🙂

In der Türkei ging es landschaftlich ähnlich weiter wie in Georgien. Am Horizont sahen wir hohe Berge, wahrscheinlich die Gipfel des Kackar-Gebirges. Auf dem ersten Picknickplatz hinter der Grenze beim Ort Posof machten wir eine ausgedehnte Kaffeepause. Wir fühlten uns gleich zu Hause. Wie wir es schon während unserer ersten vier Wochen in der Türkei erlebt hatten, gibt es überall kleine Picknickplätze mit kleinen Hütten für den Schatten, in der Nähe frisches Wasser aus einem Brunnen. Das gibt es in Georgien so nicht und wir hatten es dort sehr vermisst.

Von Posof ging es die einzige Straße hinauf zur Passhöhe auf 2550 Metern. Unser Bus schnaufte wieder ziemlich, aber die Straße war sehr gut.

Auch danach blieb die Straße hervorragend. Das hatten wir ebenfalls in Georgien nicht. Fast bis zu unserem heutigen Ziel, dem Çıldır Gölü, blieb die Fahrbahn so. Dann jedoch kamen wir an die Stelle, wo das Straßenbauteam noch arbeitete. Bald gibt es in der ganzen Türkei keine einzige schlechte Straße mehr.

Vom Çıldır Gölü sind wir begeistert. Wir fanden direkt einen schönen Platz am Ufer, wo wir den Abend und die Nacht verbringen werden. Ein älteres Paar kam uns besuchen und bedankte sich bei uns, dass wir in die Türkei gekommen sind. Mit Englisch und ein bisschen türkisch erzählten wir uns gegenseitig, wer wir sind. Sie ist aus Azerbaidschan, er ist Türke. Sie arbeitet in Kars am Konservatorium. Ihr Deutsch war sehr schlecht, aber ein Schubertlied mit deutschem Text ging ihr ganz leicht aus der Kehle. Fantastisch, welche Begegnungen wir immer wieder haben.

Am See geht langsam die Sonne unter und wir freuen uns auf den nächsten Tag.