
Letzter Tag in der Türkei! Aber wir wollten doch noch einen Tag am Strand verbringen? Nun, das hätten die Mücken toll gefunden, die uns gestern Abend schon plagten und heute Morgen noch immer um unseren Bus herumschwirrten. Das Wetter hatte sich geändert. Es war plötzlich nicht nur heiß, sondern auch unangenehm schwül.
Wir legten einen Blitzstart hin und fuhren gegen halb acht vom Platz. Gefrühstückt haben wir wieder unterwegs am Straßenrand, wo wir ein geeignetes Plätzchen gefunden haben.
Im schönen Örtchen Aydınlar haben wir Frischwasser getankt und uns im Minimarkt „Şok“ noch einmal mit allem eingedeckt, was wir in der Türkei gerne gekauft haben. Zum Beispiel das alkoholische Zitronenwasser, Kolonya genannt, die praktischen Packungen mit Papiertüchern, „griechischer“ Joghurt, Müsli etc. Wer weiß, was es in Bulgarien so gibt.
Als wir unsere Einkäufe verstauen wollten, kam aus dem Teehaus von gegenüber ein Mann, der uns auf deutsch ansprach und uns auf einen Tee einlud. Wir nahmen gerne an. Wir hatten mittlerweile gelernt, dass es nicht darum geht, Tee zu trinken, sondern zu erzählen. Eine Ablehnung wäre unhöflich.
Naci erzählte uns, dass er 77 Jahre sei und Angfang der 60er Jahre in Brauchschweig bei Büssing gearbeitet hatte. Er war nur drei Jahre in Deutschland, aber die deutsche Sprache und seine deutsche Freundin hat er nie vergessen.
Mittlerweile lebt er in Istanbul und in Aydınlar. Zusammen mit seinem Sohn hat er eine Autowerkstatt. Unter anderem kaufen sie in Deutschland alte Auto-Karosserien und bauen sie in der Türkei zu Drift-Cars um.
Wir saßen an einem Tisch auf der Terrasse des Teehauses. Naci übersetzte den Männern an den anderen Tischen, was wir von unserer Reise zu erzählen hatten.
Unterwegs zur türkisch-bulgarischen Grenze fanden wir gegen Mittag einen Platz unter einem Baum in einer sehr schönen Gegend. Getreidefelder, Büsche und Bäume, schroffe Felsen. Eine Kuhherde graste in der Nähe, der Bauer kam immer mal vorbei. Es war heute besonders heiß. Wir hatten das Gefühl, dass alles klebte – auch wir. Es lag wohl an der feuchten Schwüle bei 38 Grad. Das hatten wir bisher so nicht erlebt.



Gegen halb fünf nahmen wir die letzten Kilometer zur Grenze in Angriff. Wir hatten gelesen, dass es zu langen Wartezeiten kommen könnte. Wir rechneten uns aus, dass wir an einem Wochentag gegen Abend die besten Chancen für eine zügige Abwicklung hätten.
Wir brauchten genau 15 Minuten. Der bulgarische Polizist, der unseren Wagen von innen inspizieren wollte, war sehr begeistert von Michaels Innenausbau. Er ließ sich alles genau vorführen und lobte Michael sehr. Un eine Kontrolle ging es eigentlich nicht mehr.
Kurz hinter der Grenze fanden wir in einem Wandergebiet einen Waldparkplatz. Es war immer noch heiß und schwül. Erst gegen 20 Uhr, als die Sonne hinter Wolken verschwand, wurde es kühler.

Hatten wir in der Türkei eine Grille am Fenster, begrüßte uns in Bulgarien eine Gottesanbeterin.
