Viel Getier

Heute wollten wir eigentlich noch eine Wanderung in der Gegend machen. Leider war der Weg, den ich ausgesucht hatte, um den Wasserfall hoch über Sgorigrad zu besuchen, nicht vorhanden. Wir fanden an seiner Stelle nur eine steile Geröllrinne. Da sind wir lieber umgekehrt. Weil es Michael nicht ganz so gut ging, haben wir stattdessen einen geruhsamen Tag an dem alten Bergwerkstollen verbracht, an dem wir das Auto geparkt hatten.

Ich habe den Stollen ein wenig erkunden wollen, bin aber nach wenigen Metern wieder umgekehrt. Tiefe Löcher und eingestürzte Stützbalken brachten mich schnell zur Vernunft. Erstaunlich, dass es weder Warnschilder noch Absperrungen gibt.

Heute drehte sich der ganze Tag um Tiere. Morgens hatten wir Besuch von einem Fuchs. Er hatte eine nicht sehr buschige Rute und er war auch nicht sehr scheu. Entweder wechselte er gerade ins Sommerfell oder er war nicht ganz gesund. Wir haben uns nicht genähert.

Am Bach neben dem Stollen hatte sich auf dem Schutt eine ganz spezielle Pflanzen- und Tiergemeinschaft entwickelt. Es war wie in einem Schmetterlingspark. Auf fast jeder Blüte saßen große orange, „Kaisermantel“ genannte Falter.

Ganz besonders froh bin ich über die Entdeckung von tagaktiven Nachtfaltern, die entweder „russischer Bär“ oder „spanische Flagge“ heißen. Unter ihren attraktiven Deckflügeln sind sie leuchtend orange mit gelben Streifen und drei schwarzen Punkten. Das ist aber nur zu sehen, wenn sie fliegen.

Genau vor unserem Tisch hatte eine Wespenspinne einen großen Grashüpfer gefangen und ließ ihn gnadenlos im engen Netz aus Spinfäden zappeln und verenden.

So haben wir den Tag mit Beobachten verbracht, bis wir gegen Nachmittag weiter in Richtung Montana gefahren sind. Dort gibt es eine große Talsperre, an der wir übernachten wollen.

Vorher haben wir in Vratsa eingekauft. Der riesige Markt der Firma Kaufland hat uns völlig überfordert, nachdem wir nun schon seit vier Monaten in winzigen Geschäften einkaufen mussten, die immer gerade nur das Nötigste hatten.

Die Straße nach Montana, eine Stadt in der Nähe der serbischen Grenze, war sehr schlecht mit vielen Schlaglöchern und sehr viel Verkehr. Auch das hatten wir schon lange nicht mehr.

Der Stellplatz am See gefällt uns gut. Wir hatten dort eine sehr besondere Begegnung mit einem Vater und seinem etwa neun Jahre alten Sohn. Der Junge hatte eine Greifzange aus buntem Plastik und einen schwarzen Sack bei sich. Er wollte gerne den Strand von Müll befreien. Nach all dem vielen Müll, den wir in all den Ländern, die wir bisher bereist haben, gesehen haben, lässt uns so ein Wunsch doch zuversichtlich in die Zukunft sehen. Sein Sack war am Ende übrigens gut gefüllt.

Wir hatten ein schmackhaftes Abendessen und freuen uns auf den nächsten Tag.