Durch die große Ebene

Von unserem Nachtplatz am Rande des großen Kaukasus geht es heute weiter hinunter in die große Ebene, die sich mitten durch Georgien vom schwarzen Meer bis hinter Tiflis zieht. Zuerst fahren wir noch auf einer etwas höher gelegenen Stufe, die uns an die Landschaften südlich von Neapel erinnert.

Das liegt nicht nur an den schon am frühen Morgen hohen Temperaturen, sondern auch an der Art der Häuser und Gärten. Hier gibt es ausgedehnte Plantagen mit Haselnüssen und anderen Früchten und Gemüsesorten. Es wachsen hohe Bäume am Straßenrand, darunter Palmen und Eukalyptus, aber auch Ahorn, Eichen, Buchen und Walnussbäume.

Was uns besonders gewundert hat, war die Begräbniskultur. Wir hatten schon überall in Georgien gesehen, dass sich die Verwandten eines Toten am Grab versammeln, um dort nicht nur zu beten oder Kerzen anzuzünden, sondern auch, um dort gemeinsam auf den Toten anzustoßen oder gar am Grab zu essen. Dafür gibt es dann immer auch passende Sitzgelegenheiten, meist ein einfacher Tisch mit zwei Bänken an den Längsseiten. Hier fanden wir entlang der Straße individuelle Häuschen, vergleichbar einem Garten mit Zaun und Schattendach zur Straße hin geöffnet. An den Wänden dieser „Häuser“ hängen große Bilder des Verstorbenen und es gibt gemütliche Sitzgelegenheiten zum ausgiebigen Feiern. Jede Gedenkstätte ist anders gestaltet. Wir sahen viele dieser Erinnerungsorte entlang der Straße.

Von dieser fruchtbaren Stufe mit ausgedehnter Landwirtschaft und wiederum vielen freilaufenden Kühen und Schweinen ging es nun endlich wirklich in die Ebene. Und es wurde sehr heiß!

Wir kamen ins Städtchen Senaki, wo wir anhielten, um einzukaufen. Wir hielten direkt am wunderschönen Stadttheater von Senaki unter einem großen Baum. Wir kauften Motoröl für den Bus, Lebensmittel im Supermarkt und Obst und Gemüse beim Gemüsemann an der Straße. Dann machten wir noch einmal einen Bummel über den Basar. Hier lachte mich eine giftgrüne Paste an, die ich probieren durfte. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Art Koreander-Pesto und schmeckte sehr intensiv. Ich musste ein Töpfchen davon mitnehmen.

Es war fast Zeit für unser Mittagessen. Dafür fuhren wir aus der Stadt hinaus und fanden einen Platz im Schatten unter einer hohen Brücke direkt am Fluss Tekhuri. Es wehte ein sehr starker Wind, der unseren Schweiß etwas trocknete. Aber es blieb auch dort sehr warm. Da es kein besonders schöner Ort war, fuhren wir nach dem Essen direkt weiter.

Bald kamen wir auf die Autobahn von Samtredi nach Khaschuri. Nun hieß es einfach Geduld haben und Kilometer fressen. Wir durchfuhren viele unterschiedlich lange Tunnel.

Gegen 15 Uhr wurde es plötzlich etwas kühler – nur noch 36 Grad, statt 40. Wir fanden im Ort Kvisketi, am Eingang zum Borjomi-Nationalpark, einen kleinen Campingplatz. Wir waren die einzigen Gäste und wurden von Shorena sehr freundlich auf Deutsch begrüßt. Sie ist schon eine sehr alte Dame und verwaltet gemeinsam mit ihrem Mann den kleinen Campingplatz in Vertretung für ihre Tochter, die eigentlich in Deutschland wohnt und nur im Sommer nach Georgien kommt.

Nachdem sie uns die Dusche, die Toilette und die kleine Küche mit Waschmaschine gezeigt hat, brachte sie uns zum Einstand einen Teller mit Früchten und Bonbons. Ein tolle Geste!

Nach dem Kaffee haben wir unsere Wäsche gewaschen, geduscht und geruht. Nach einer Stunde war die Wäsche fertig. Nach dem Abendessen konnten wir sie von der Leine nehmen. Da sind Hitze und Wind von Vorteil.

Wir genießen den mittlerweile lauen Sommerabend und freuen uns schon auf unsere morgige Fahrt bis an die Grenze zur Türkei.